"Musik in d' Lüchterkark"

Nachricht 09. Februar 2025

Konzert "Folk meets Classic"

Am 1. Februar, dem Vorabend des letzten Epiphanias-Sonntages, verwandelte sich unsere St. Nicolaikirche in eine „Lüchterkark“: Noch einmal wurde es weihnachtlich – unter den vielseitigsten Klängen, die sich denken lassen.
Mit dem Lüchterkark-Ensemble aus acht Musikern der Gruppen „Laway“  und  "LA KEJOCA" war ein Konzert zu erleben, das ebenso außergewöhnlich (gut) wie traditionell war: Musik in d‘ Lüchterkark. Eine eingeschworene Fangemeinde – so hatte es den Anschein – hatte sich eingefunden, um beim Winterkonzert 2024/25 „ihres“ Ensembles dabei zu sein. Im nächsten Jahr dürfe ruhig jeder noch jemanden mitbringen, hieß es später augenzwinkernd von Keno Brandt, dem musikalischen Leiter; denn tatsächlich war die Kirche zwar gut besucht, aber längst nicht voll besetzt.
Volltönend aber war, was uns die Musiker darboten: Plattdeutsche Winterimpressionen weihnachtlicher Heimkehrer machten den Anfang, von Albertus Akkermann, dem singenden Wattführer von Borkum, anmoderiert und stimmungsvoll von der Gruppe in wunderbare Töne verwandelt. Fließende Übergänge und spielend leichte Wechsel zwischen den großartigen Stimmen, einer beeindruckenden Zahl von Instrumenten und immer wieder neuen Musikgattungen machten dem Motto dieses Cross-Over-Konzertes "Folk meets Classic" alle Ehre.
Jonas Röllekes Geige schnitt messerscharf präzise Figuren in winterliches Eis und begeisterte mit einem brillanten ersten Satz von Antonio Vivaldis Winter-Konzert aus den Vier Jahreszeiten. Tosenden Applaus gab es im zweiten Teil des Abends für Carmen Bangerts grandios vorgetragene Habanera aus Bizets Oper: Nicht anders könne der Komponist sich seine „Carmen“ vorgestellt haben, philosophierte Albertus Akkermann schmunzelnd und mit vollem Recht.
Das richtige Fingerspitzengefühl des Ensembles auch für die sogenannte „Alte Musik“ kam u. a. zum Ausdruck in dem weihnachtlichen Satz  Gaudete, Christus natus est; mit dem Hinweis darauf, dies sei lateinisch, bat Keno Brandt scherzhaft, hier nicht fälschlich: „gau de Tee“ herauszuhören.
Das wunderschöne Adventslied Veni, veni, Emmanuel, das – auf die mittelalterlichen „O-Antiphonen“ zurückgehend – besonders seit dem 18. Jahrhundert in Umlauf war, wurde eingebettet in ein Medley englischer Christmas Carols und entfaltete mit diesen zusammen eine große Strahlkraft. Klänge des schottischen Traditionals Loch Lomond ließen Bilder der Highlands aufleuchten und bestimmt allen, auch denen, die das Lied vielleicht nicht einmal kannten, teilte sich der unbezwingbare Eindruck mit, mit dem Tune schon seit mindestens hundert Jahren vertraut zu sein, wie es bei irischen und schottischen Traditionals immer wieder der Fall ist. So fügten sich die musikalischen Überraschungen eine nach der anderen zu einem wunderbaren Kaleidoskop für die Ohren und das Gemüt zusammen. Sogar eine temperamentvolle Flamenco-Einlage durch Manuel Bunger gab es und – gewiss zum Erstaunen mancher Besucher – wurde die vor Weihnachten in den Medien heiß geführte Klaasohm-Debatte über Borkums Brauchtumsfest von Albertus Akkermann mit viel Witz zu einem köstlichen Stück Seemannsgarn versponnen – Hintergrund für ein markiges Shanty, mit dem die (nicht nur) muntere Seefahrt nach Bethlehem zum Kind ging. Viele weitere strahlende Momente und Details gäbe es noch zu würdigen, doch unbedingt erwähnt werden muss die Bitte Keno Brandts, das höchst aktuelle Thema „Migration“ mit offenem Blick zu betrachten: Mit Bedacht band er diesen dringenden Appell ein in eine humorige Vorstellungsrunde der einzelnen Musiker und wies darauf hin, dass wir ohne Migration einzelne Bandmitglieder und damit das gesamte Ensemble in dieser Zusammensetzung niemals würden hören können.

Nach dem facettenreichen zweieinhalbstündigen Programm erklatschte sich die Zuhörerschaft sogar noch eine Zugabe und abschließend fasste Heiko Sieling eindringlich und mit freundschaftlich-anerkennenden Worten unser aller Dank an die Musiker zusammen.

Wir sehen uns wieder im Winter 2025/26 – bestimmt!

M.H.

Bildquelle Foto: M. Hans